Ein Konzept für die Galerie im Körnerpark, Berlin
Idee und Konzept: Kollektiv »kaboom«
Gedichte: Barbara Köhler, Monika Rinck und Uljana Wolf
Soundkünstler: Emeka Ogboh
Tanz-Performance: Karol Schmejchel
Text-Performance: Barbara Köhler
Lyrik spielt mit Grenzen von Sprache, überschreitet sie und führt sie vor. Sie fordert die Leser:innen immer wieder aufs Neue heraus. Sie spielt mit Lücken, Überlappungen, Verfremdungen, Pausen und Dissonanzen. Es werden Beobachtungen gemacht, Fragen gestellt und wieder verworfen. Es geht dabei weniger um die Suche nach Antworten als vielmehr darum, immer neue Fragen aufzuwerfen. Sie liegen versteckt zwischen den Zeilen, im Ungesagten, im Betrachten, im Schweigen, im lauten Vorlesen, im Murmeln der Zeilen, im Distanzieren und erneuten Betrachten, im bewussten Widergang. Die Dichterinnen Barbara Köhler, Uljana Wolf und Monika Rinck stellen für die Ausstellung jeweils ein unveröffentlichtes Gedicht zur Verfügung, das im Raum inszeniert wird.
Die Ausstellung „Widergänge. Eine installative Lyrikausstellung“ macht sich dieses Dazwischen zunutze und arbeitet bewusst mit den Fragen, die die Gedichte aufwerfen.
Der Titel verweist auf das intuitive Moment: Als Widergang wird das Verhalten eines Wildtiers bezeichnet, das „durch mehrere Richtungswechsel wieder die ursprüngliche Fährte kreuzt oder wieder auf sie zurückkehrt,“ heißt es im Jagdlexikon. Die Übertragung dieses Begriffs auf die installative Lyrik erweitert den Raum, in dem ein Gedicht ein Gedicht sein kann. Der Ausgangspunkt, die Fährte, ist das Gedicht, der Text. Die jeweilige Installation schlägt neue Wege ein, wechselt die Richtung, unternimmt gewissermaßen Ausflüge ins Dickicht oder durch das Unterholz und kommt möglicherweise zu einem späteren Zeitpunkt wieder auf der ursprünglichen Fährte zurück. Diese Ausflüge in die Zwischenräume soll den Besucher:innen ein Text-Erleben mit allen Sinnen ermöglichen.